Ihm folgen wir nach: Franziskus von Assisi – ein radikaler Revolutionär
Er folgte Jesus bedingungslos nach, setzte sich für die Armen und Kranken ein, kämpfte für den Frieden, den interreligiösen Dialog und die Bewahrung der Schöpfung. Franziskus von Assisi, 1181/82 als Sohn eines wohlhabenden Tuchhändlers geboren, gab alle Reichtümer zu Gunsten eines Lebens im Dienst am Nächsten auf.
Als Wanderprediger zog er, wie einst Jesus in Armut und Demut durch das Land. Bald schlossen sich ihm Männer und Frauen aller Gesellschaftsschichten an, die so leben wollten wie er. 1209/10 gründete er den Bettelorden der Minderbrüder, auf deren Ordensregel auch wir Franziskanerinnen vom Göttlichen Herzen Jesu uns berufen. Die Liebe zu Gott und den Menschen drängt uns, auf den Spuren des Hl. Franziskus Jesus Christus zu folgen.
Die Sehnsucht nach einer tieferen Wirklichkeit: Unsere Spiritualität
Authentisch leben in Wort und Tat, Nichtgebunden-Sein an einen bestimmten Ort, aber beheimatet in einer Gemeinschaft, die für einander sorgt; innerlich beweglich und ein Leben lang offen und flexibel sein für neue Herausforderungen. Ein unrealistischer Lebenstraum? Wir versuchen diese Sehnsucht nach dem Vorbild des Hl. Franziskus Wirklichkeit werden zu lassen und nach seinen Leitgedanken zu handeln:
- Geschwisterlichkeit: Die Bezeichnung „Schwester“ ist für uns eine Lebenshaltung. Unsere Gemeinschaft lebt von der persönlichen Beziehung, von gegenseitigem Interesse und der Sorge füreinander. So wollen wir allen Menschen begegnen.
- Dienen: Als Franziskanerinnen sehen wir unsere verschiedenen Aufgaben als Dienst, den jede von uns in Verantwortung ausübt. Innerhalb der Gemeinschaft sind alle Schwestern gleichberechtigt. Jedes Amt ist ein Dienstamt und wird nur auf Zeit ausgeübt.
- Umkehr und Buße: Franziskus versteht Buße als Umkehr und immer neue Hinwendung zu Gott, der allein die Mitte unseres Lebens ist. Als Franziskanerinnen wollen wir im Geiste ständiger Umkehr und Erneuerung leben, sowohl als Einzelne wie auch als Gemeinschaft. Dazu bedarf es einer beständigen Reflexion.
- Kontemplative Grundhaltung: Wir wollen in einer kontemplativen Grundhaltung leben. Voraussetzung dafür ist ein ausgewogener Rhythmus von Zeiten der Stille, des Gebets und der Arbeit.
- Treue zur Kirche: Wir verstehen uns als Teil der Kirche und wirken in ihr und mit ihr. In wacher und kritischer Auseinandersetzung mit kirchlichen Entwicklungen wollen wir das Evangelium authentisch leben.
- Solidarität mit den Armen und Schutz des Lebens: Wir zeigen uns solidarisch mit den Notleidenden und stellen uns auf die Seite der Armen und Entrechteten. Wir suchen nach Antworten auf die vielfältigen Formen der Armut in unserer Zeit. Wir setzen uns ein für die Achtung der menschlichen Würde und den Schutz des Lebens in allen Lebensphasen. Menschen in Grenzsituationen möchten wir begleiten und ihnen nahe sein.
- Frieden, Gewaltlosigkeit und Versöhnung: Der Friede beginnt im eigenen Herzen und ist für uns ein kostbarer Wert. Friedensbereitschaft ist für uns der erste Schritt zur Versöhnung. Wir wenden uns gegen jegliche Form von Unterdrückung und Gewalt. Wir unterstützen Initiativen, die sich für Menschenrechte und für den Frieden einsetzen. Wir lehnen den Handel mit Waffen und deren Gebrauch entschieden ab.
- Interreligiöser Dialog: Wir begegnen anderen Religionen und Kulturen sowie Nichtgläubigen mit Ehrfurcht und Interesse, mit Weltoffenheit, die niemanden ausschließt. Wir unterstützen den Dialog der Religionen und solidarisieren uns mit der Initiative des Friedensgebetes in Assisi.
- Bewahrung der Schöpfung: Wir sehen uns verantwortlich für einen bewussten und respektvollen Umgang mit der Schöpfung. Wir treten ein für Umwelt- und Klimaschutz, für eine artgerechte Tierhaltung und für einen nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen dieser Welt