Die Weihnachtsikone
Einen Garten voller Symbole hat die Gengenbacher Franziskanerin Schwester M. Engeltraud Unruh mit diesem, im Ikonenstil gefertigten Weihnachtsbild in den 1980er Jahren geschaffen. Die außergewöhnliche Leuchtkraft entsteht durch die spezielle Technik der Ikonenmalerei: der Malgrund wird zunächst vergoldet und dann mit Eitemperafarben bemalt.
Die humorvolle Szene in der Bildmitte zeigt Maria auf einem edel anmutenden Bett sitzend, ein Engel schüttelt ihr das Kissen zurecht. Der kleine Jesus kann bereits laufen und scheint ihr offensichtlich entwischt. Mit der rechten Hand greift er nach einer Birne, die ihm Josef – hinter einem Tisch mit Zimmermannswerkzeug stehend – reicht. Mit der Linken schleift er ein weißes Tuch hinter sich her. Fast keck schaut er über die Schulter zu seiner Mutter, die ihn mit einer kleinen roten Frucht zu locken sucht.
Marias Lager steht in einem, mit Blumen (u.a. auch Lilien) und Pflanzen bewachsenen Paradiesgärtlein. Es ist von einem einfachen Holzzaun eingefasst, über den zwei Hirten neugierig auf die Szene schauen; im Hintergrund Ochs und Esel, sowie die leere Krippe. Das löchrige Holzdach wird von Engeln mit Stroh ausgebessert, die über die Himmelsleiter (Symbol für die Verbindung zwischen Himmel und Erde) auf- und niedersteigen. Ganz oben vom Dachfirst herab verkündet der Engel den Hirten die frohe Botschaft.
Im Vordergrund bereitet eine Magd im roten Kleid einen Badezuber für die Waschung des Jesuskindes vor. Engel bringen Wasser in Krügen und Eimern aus dem Lebensbrunnen herbei. Das Feuer zum Erwärmen des Badewassers ist am rechten Bildrand bereits entfacht, dahinter stehen Engel mit Tüchern bereit.
Mit der am unteren rechten Bildrand liegenden Stimmgabel hat die Künstlerin Schwester Engeltraud ihr Gemälde „signiert“ – sie war Musikerin und Chorleiterin.
Die Weihnachtsikone ist als Leihgabe unseres Paramentenmuseums an den Gengenbacher Adventsweg bis zum 6.1.2021 in den Schaufenstern der Bäckerei Kölmel in der Hauptstrasse in Gengenbach ausgestellt.