„Denn das heiligste, geliebte Kind ist uns geschenkt (Teil 1)

und für uns geboren am Weg
und in eine Krippe gelegt worden,
weil es keinen Platz in der Herberge hatte.“

(Franz von Assisi)


Dieses Zitat ist dem Psalm entnommen, den Franziskus für die Vesper der Weihnachtszeit gedichtet hat.

Unsere Schwester M. Angelucia Fröhlich betrachtet für uns heute die ersten beiden Aussagen des hl. Franziskus im Einzelnen.


1. „Denn das heiligste, geliebte Kind ist uns geschenkt…“
Dieser Aussage liegt eine Stelle aus dem Propheten Jesaja zugrunde: „Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns geschenkt.“ (Jes. 9,5).
Dieses Kind ist nicht nur „heilig“ (wie jedes Kind), sondern das „Heiligste“, was die höchste Steigerung von „heilig“ ist. Es ist der Herr der Welt, Gott selbst. (Jes. 9,6: Seine Herrschaft ist groß, und der Friede hat kein Ende.“)
Aber dieses Kind ist nicht nur „das heiligste“, sondern auch „das geliebte“ Kind.
Nun, welches Kind wäre nicht liebenswert?
Das ist das Besondere an diesem Kind: dass das „heiligste“ nicht nur höchste Ehrfurcht erfordert, sondern vielmehr das „geliebte“ Kind ist. Dieses heilige Kind macht keine Angst, es ist äußerst liebenswert, d.h. wert, geliebt zu werden.

Vor dem Heiligsten beugen wir das Knie, das Geliebte nehmen wir in die Arme, streicheln es und beschenken es mit allen uns je eigenen Formen der Zuwendung, der Wertschätzung und der Liebe. Dieses Kind ist nicht von Menschen hervorgebracht, sondern von Gott „geschenkt“. Ein Geschenk will dankbar angenommen werden, es ist kein Lohn für irgendeine erbrachte Leistung! Das göttliche Kind ist reines, freies Geschenk Gottes, das aus dem bedingungslos liebenden Herzen Gottes kommt. Gott schenkt uns in diesem Kind sein Herz, ja, sich selbst.


2. Das Kind ist für uns „geboren am Weg“.
„Unterwegs sein“ ist die Grundform unserer menschlichen Existenz. In diese Existenz hat sich Gott hineingegeben – freiwillig! Maria und Josef mussten aufbrechen, sich auf den Weg machen, jede Geborgenheit zurücklassen. Wohl hatten sie ein Ziel: Bethlehem. Doch kaum waren sie dort, „kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.“ (Lk 2,6+7) Der, der einmal von sich sagen wird: „Ich bin der Weg…“ (Joh. 14,6), wird sozusagen am Weg geboren.
In seiner Weihnachtspredigt vor einigen Jahren sagte der Koreaner Pater Antonio Lee (OFM): „Wenn ich Josef gewesen wäre – ich glaube, ich hätte weinen müssen, weil ich meiner Frau keinen Raum bieten konnte, keine Heimat, wo sie doch ein Kind gebären musste!“ Der, der uns allen Heimat geben will, ist in der Fremde geboren worden …

Die 3. und 4. Aussage des hl. Franziskus betrachten wir am 30.12. hier in diesem Blog.

Ihre
Schwester M. Angelucia Fröhlich


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