Gedanken von Generaloberin Schwester M. Michaela Bertsch zum Herz-Jesu-Fest 2021
Mit dem Herz Jesu Fest schließt sich der Jahresfestkreis für uns. Das Herz-Jesu-Fest, das die Kirche jeweils am Freitag in der Woche nach Fronleichnam feiert, ist für uns ein genau so großes Fest, wie das Franziskusfest. Wir tragen den Namen: „Franziskanerinnen vom Göttlichen Herzen Jesu.“
"Mein Herz ich will dich fragen, was ist denn Liebe sag? Zwei Seelen und ein Gedanke, zwei Herzen und ein Schlag." sagt Friedrich Halm in einem Gedicht. "Das Herz hat seine Gründe, welche der Verstand nicht kennt." so Blaise Pascal.
Das Herz rät zu etwas Anderem, wie der Kopf? Man weiß, dass man etwas nicht tun sollte und macht es trotzdem. Herz und Kopf ticken manchmal sehr verschieden. Langes Nachdenken ist nicht falsch, aber man kann den rechten Augenblick verpassen. „Du musst auf dein Herz oder dein Bauchgefühl hören" sagen wir, wenn es auf wirklich wichtige Entscheidungen ankommt. Wenn es um das Wesentliche geht, genügt reine Kopfarbeit nicht. Dann kommt es darauf an, was das Herz sagt.
Die Herz- Jesu – Verehrung ist für uns sehr wertvoll. Der heilige Franz von Sales stellt das Herz Jesu in den Mittelpunkt: Die Seite Jesu wird von der Lanze des römischen Soldaten durchstoßen und gibt den Blick auf das Herz frei. In der Kirchengeschichte haben viele Theologen dies sehr mystisch ausgelegt und es als Zentrum der Liebe Gottes zu den Menschen verstanden. Die Gottesbeziehung ist eine Liebesbeziehung, die dort konkret wird, wo sich das Herz des Menschen mit dem Herzen Jesu verbindet.
"Zwei Seelen und ein Gedanke, zwei Herzen und ein Schlag."
"Das Herz spricht zum Herzen." Diese Worte des heiligen Franz von Sales hat sich später Kardinal John Henry Newman als Motto für sein Kardinalswappen gewählt. Die Beziehung zwischen Gott und den Menschen spricht nicht in erster Linie den Kopf an, sondern sie beginnt im Herzen zu wachsen, dort wo Menschen von der göttlichen Liebe ergriffen sind.
Es ist Herzenssache, Christus, dem auferstandenen Herrn, zu begegnen, sich anrühren zu lassen von seiner Botschaft und von seiner Liebe ergriffen zu werden. Schauen wir auf die Emmaus-Jünger: Sie wollten all das, was sich in Jerusalem ereignet hat, nachvollziehen, begreifen, sie haben nach Vernunftgründen gesucht. Erkannt haben sie den Auferstandenen, weil ihr Herz aufgrund seiner Nähe zu brennen begann. Durch das brennende Herz wurden den Jüngern beim Brotbrechen die Augen geöffnet.
Das Herz-Jesu-Fest ist Jahr für Jahr eine Erinnerung, sich nicht nur auf den Kopf zu verlassen, sondern auch auf das Herz zu hören. Wer sich "Herz über Kopf" in dieses Abenteuer stürzt, der kann Jesus, den Christus erkennen. Ihn, der verborgen und unerkannt mitten unter uns Menschen lebt. Ihn, der uns sein Herz schenkt, damit wir ihn erkennen und uns von seinem Evangelium immer neu anrühren lassen.
Während ich diese Gedanken zum Herz-Jesu Fest zusammengetragen habe, erreichte mich die Nachricht von der Bitte von Kardinal Reinhard Marx um Verzicht auf das Amt des Erzbischofs von München und Freising. In der Karwoche an Ostern, in der Osterzeit ist die Entscheidung gereift, selbst den Rücktritt anzubieten - nicht aus Resignation, sondern um einen Wendepunkt zu markieren, einen Impuls, ein Zeichen zu setzen.
Es ist Herzenssache, Christus, dem auferstandenen Herrn, zu begegnen, sich anrühren, von seiner Botschaft und von seiner Liebe ergreifen zu lassen und sich für das Weitertragen der frohen Botschaft auf den Weg zu machen, damit die Kirche sich erneuern kann. Es ist Herzenssache, sich am Herzen Jesu täglich neu inspirieren zu lassen. Das Herz Jesu Fest und seine liturgischen Texte mögen uns in diesem Jahr besonders ansprechen und unsere Herzen zum Brennen bringen, damit es zu einer Wende kommen kann.
Lassen Sie uns den geistigen Prozess der Unterscheidung der Geister in unserer Kirche durch unser Gebet unterstützen.
Schwester M. Michaela Bertsch
Generaloberin