Zu Fronleichnam – Hochfest des Leibes und Blutes Jesu Christi

„O Demut Gottes, wahre Größe: ganz klein zu werden – ein Stückchen Brot“

Gott – unsagbar, unbegrenzt, - in einem Stückchen Brot. Das sprengt jegliche Vorstellungskraft, bringt das Denken jedes Menschen an seine Grenzen. – Ist: Geheimnis des Glaubens.

In jeder Eucharistiefeier nach den Worten, die seit Jesu Zeiten überliefert sind und vom Priester unverändert ausgesprochen werden („Das ist mein Leib… - das ist mein Blut“), kommt dieser Satz: „Geheimnis des Glaubens“. – Es ist ein Geheimnis. Unfassbar, unverfügbar. Pures Geschenk: Lebenshingabe Jesu Christi – für die Liebe und aus Liebe.

Was kann ich anderes tun, als vor diesem Geheimnis zu staunen, mich ihm zu öffnen, immer wieder neu. Nie ist ausgelotet, worum es hier geht, nie ist erschöpft, welche Kraft mir zufließen kann, die mich verwandeln, erneuern will. Niemals versiegt diese Quelle, aus der ich Liebe empfange und immer neue Hoffnung, daß das Leben gelingt. „Geheimnis des Glaubens“. – Glaube ich Ihm?

Am heutigen Tag lassen meine Hände los, wonach sie immer wieder greifen, was sie täglich manchmal so krampfhaft festhalten. Heute mache ich meine Hände ganz leer, öffne sie wie eine leere Schale, um zu empfangen, was Er, Jesus Christus, mir schenken will.

Geheimnis des Glaubens – wie ein Sprung in den Abgrund, in dem Er mich auffängt. Sicher.

Und: Er geht mit mir meinen Weg, Er geht mit uns. Und er nährt mich und uns auf diesem Weg.

„Ich bin das Brot des Lebens.“ – So hat Jesus Christus gesagt. Am heutigen Tag wird Er als Brot für mich, für uns, für die Welt durch die Straßen getragen. Wir, die wir mitgehen, sind im Gehen Zeugen unseres Glaubens, daß hier der Leib Jesu Christi ist, daß hier der Herr selber ist, Er, der uns in Händen hält, im Leben und im Tod.

Wenn wir Ihn empfangen, werden wir selber zum Brot für die Anderen. Wir werden selbst wie zu einer Quelle, die nie versiegt, weil sie von jenem Christus gespeist wird, den ein Hymnus mit den Worten anruft: „Du Strom, der ins ewige Leben fließt.“

„Heute gehen viele katholische Christen vielerorts in einer Prozession durch Dörfer und Städte und begleiten Christus, der in der Gestalt von Brot mit ihnen ist. Sie gehen inmitten einer Menschheit, die rascher geht, rascher fährt als je zuvor und im Ganzen über das Ziel weniger weiß als je zuvor. Sie gehen inmitten hungriger oder satter Gesellschaften. Aber auch die Satten sind hintergründig hungrig nach Sinn, nach einem erfüllten Leben. Diese Christen wollen damit den Menschen am Weg oder hinter den Fenstern und Mauern sagen: Seht da den „Gott-mit-uns“ in der Gestalt des Brotes; seht da das Lamm Gottes, das (alle) Sünden hinwegnehmen und tragen will. Sehr und staunt und betet an, kommt und esst, kommt und trinkt“ (Egon Kapellari) – ihr Suchenden und Fragenden, ihr Gleichgültigen und Hungrigen, ihr Müden und so Aktiven – kommt zur Quelle des Lebens, der Liebe und des Friedens.



Texte und Impulse von: Sabine Müller, Dipl. Theol.

Sabine Müller ist als Geistliche Assistentin in der Ordensleitung im Mutterhaus der Franziskanerinnen in Gengenbach tätig. Die Diplomtheologin (Studium in Freiburg) und Kirchenmusikerin leitet u.a. die Exerzitien für die Schwestern, plant und gestaltet Gottesdienste und ist auch für deren kirchenmusikalische Umrahmung verantwortlich. Sie ist seit vielen Jahren als Organistin und Chorleiterin tätig.